Wer war Hermann LönsAltes Gemälde von Hermann Löns


Einen ersten Eindruck von Hermann Löns bekommt man,
wenn man eins seiner schönsten Gedichte liest:


Höret

Es gibt nichts Totes auf der Welt, hat alles sein´ Verstand,
es lebt das öde Felsenriff, es lebt der dürre Strand.

Lass deine Augen offen sein, geschlossen deinen Mund
und wandle still, so werden dir geheime Dinge kund.

Dann weißt du, was der Rabe ruft und was die Eule singt,
aus jedes Wesens Stimme, dir ein lieber Gruß erklingt.


Hermann Löns
(1866 - 1914)



Wenn man sich auf die Spurensuche alter deutscher Dichter begibt, trifft man neben vielen Poeten
und Literaten auch auf den Namen Hermann Löns. Und hier gibt es mehrere Wege, um über diesen
interessanten Menschen mehr zu erfahren. Einmal den schnellen digitalen Weg
über folgende Webseiten, die ich Ihnen dazu empfehlen kann:


... oder den langsameren Weg - Auf den Wegen und Pfaden des Dichters


Mir persönlich gefällt neben der digitalen Welt aber auch immer der natürliche Weg, also die unmittelbare Spurensuche nach Löns direkt in der Natur und in den Städten und Dörfern der Lüneburger Heide.

Hier ist Hermann Löns noch am „lebendigsten“, hier erfährt man landauf und landab an verschiedenen Orten
und Erinnerungsstätten viel über den Poeten und kann durch die Lüneburger Heide auf den Wegen wandern,
auf denen auch Löns damals alleine oder mit seinen besten Freunden schon unterwegs war.

Altes Haus mit schönem Reetdach am Wegesrand in UndelohWaldweg im Schutz großer Bäume

Über Hermann Löns

Er war einer der bedeutensten Schriftsteller seiner Zeit, er war ein kritischer Journalist und zugleich Naturschützer und Jäger, der sich schon damals für seltene Pflanzen und Tierarten und den Naturschutz engagiert hat und er war und ist bis heute der weltweit bekannteste Heidedichter.

Mit einer Fülle von unzähligen Gedichten aus seiner Jugendzeit, Tier- und Jagdgeschichten, Romanen und seiner Liedersammlung „Der kleine Rosengarten“, komponiert mit seinem Freund, dem Musiklehrer Fritz Jöde, mit denen er die Zupfgeigenmusiker und Wandervögel der 20er Jahre inspirierte, ist er auch weit über 100 Jahre nach seiner Geburt immer noch in den Gedanken und Herzen vieler Menschen.
In fast jeder deutschen öffentlichen Stadtbücherei, ob in Pfarr- oder Schulbüchereien sowie in vielen Liederbüchern sind seine Werke auch heute noch zu finden.

Hermann Löns war aber immer auch ein strittiger Zeitgenosse, der die Industrialisierung Deutschlands verabscheute, der den Asphalt der Großstädte und die immer gleichen Elendsschilderungen über das Volk in der Presse hasste und dieses immer als Symptom des Verfalls eines Volkes befand. Löns zog es wohl deshalb als dichtenden Poeten stets in die Natur, in der er alles fand, was er für seine Seele brauchte. Aus dieser innerlichen Einstellung entsprangen z.B. auch die Gedanken „Die herrliche Flucht aus dem verachteten Jetzt“,
die die erstrebenswerten Wege zur Natur aufzeigen.

Straßenschild einer Hermann-Löns-Straße mit LaterneWegweiser aus Stein zum Lönsdenkmal im Tietlinger Wacholderpark

Auch was die Beziehungen zu Frauen betraf, war Löns ein offener Denker kreativer Möglichkeiten des Zusammenlebens und schätze die lieblichen Reize der Frauen. Dies spiegelt sich auch in vielen Liedern wieder: „Rose weiß, Rose rot, wie süß ist doch Dein Mund...“.

Nachdem er acht Jahre mit seiner Frau Elisabeth, der „schönen Else“ wie er Sie nannte vermählt war, heiratete er nach der Trennung mit seiner Frau die Redaktions-Sekretärin Lisa Hausmann, die u.a. auch ein Werk Jack Londons „Wenn die Natur ruft“ übersetzte.

Als sein eigenes Schicksalsleiden emfpand er die Zuneigung zur 19 Jahre jüngeren Hanna Fueß, einer der Kusinen seiner Frau Lisa. Denn die Kusine versagte sich dem Poeten und ein Leben zu Dritt war wohl eher das enttäuschte Wunschdenken eines danach völlig verzweifelten Mannes, der nur noch schrieb: "Diese asexuellen Weibsbilder soll der Teufel holen."

Obwohl er als Vollblut-Schriftsteller selbst daraus noch etwas machte und seinen Liebesroman „Das zweite Gesicht“ schrieb, verließ ihn seine Frau schließlich, verlor das Sorgerecht für seinen Sohn und wurde von seiner Frau auf Unterhalt verklagt.

Daraufhin floh er vor preußischen Gerichtsvollziehern erst nach Österreich, dann in die Schweiz und letztendlich nach Holland. Hier war Löns an seinem tiefsten Punkt angelangt und wollte am liebsten sein Leben selbst beenden, obwohl er wusste, dass er den Menschen noch so viel zu sagen hätte.

Als der Leidensdruck zu stark wurde, meldete er sich 1914 im 1. Weltkrieg noch mit 48 Jahren freiwillig zur Infanterie. Und hier besiegelte er sein Schicksal, in dem er gleich im ersten Kriegsjahr kurz vor Reims in Frankreich fiel. Auf einer Postkarte berichtete er noch kurz vor seinem Tod noch: „Ich sitze hier zwischen lauter Niedersachsen“ – Heidjer aus seiner Heimat!

Nach seinem Tod streiteten sich die Löns-Witwen um sein Erbe. Aber mit dem Tod begann auch der Nachruhm des Hermann Löns, der seinem Andenken aber auch nicht nur Gutes bescherte, doch dazu an späterer Stelle etwas mehr.

Durch seine persönliche Sicht statt die damals als trist verrufenen Heide- und Moor-Landschaft besser als heilbringende Flora und Fauna mit ihren unzähligen heimatlichen Tierarten zu sehen, verhalf er dem Ansehen der Heide zu einem „wunderschönen Land“. Zusammen mit Pastor Bode und weiteren Naturschützern, gelang es ihnen, die Lüneburger Heide als Naturschutzgebiet anerkennen zu lassen. Wenn Löns und die anderen Mitstreiter dies damals nicht so konsequent angegangen wären, gäbe es die Lüneburge Heide in ihrer jetztigen Form heute wohl gar nicht mehr.

Blühendes HeidekrautWegweiser aus Stein nach Wilsede

In den Nachkriegsjahren des 2. Weltkrieges folgten dadurch zahllose Filme der Heide, von denen die Filmproduzenten profitieren. Und mit seiner Liedersammlung „Der kleine Rosengarten“ dokumentiere Löns gleichsam seine Sicht zu Liebe und Natur:

„Ja, grün ist die Heide, die Heide ist grün,
aber rot sind die Rosen, wenn sie da blüh’n.“


Leider nutze das Naziregime viele alte „Volkslieder“ zur Motivation und Manipulation deutscher Soldaten,
die auch andere Lieder von Löns dann in einem völlig falschen Kontext sangen.

Hermann Löns erschuf seine Lieder aber aus Liebe zur Natur und aus der Liebe zu den Frauen. Deshalb ist es auch heute noch ehrenwert, sich für den Erhalt dieser Lieder, die das Leben und nicht den Krieg besingen, einzubringen! Und wer hier heute anders denken sollte, macht sich mit den falschen Leuten gemein.

Gedenkstein mit Inschrift im Tietlinger Wacholder-HainLöns-Denkmal im Tietlinger Wacholderpark

Selbst der letzte Gang der sterblichen Überreste des deutschen Heimatdichters ging nicht ganz schicksalsfrei vonstatten. Im Jahr 1934 wurden sein 20 Jahre altes Grab in Frankreich entdeckt und seine Gebeine wurden umgehend von den Nazis „Heim in’s Reich“ geholt.

Das von Adolf Hitler angeordnete Staatsbegräbnis endete in einem reinen Fiasko für die Gebeine von Hermann Löns. Die vorgesehene letzte Ruhestätte, eines der „Sieben Steinhäuser“ bei Fallingbostel, genauer bei Bergen Belsen, enttarnte sich als Militärgelände. So wurden die Gebeine Löns erst einmal unter ständiger Aufsicht von einigen SA-Männern in der Friedhofskapelle von Fallingbostel aufgebahrt.

Nachdem dieser Aufwand für die Nazis wohl zu groß wurde, wurden die Gebeine in einer Nacht- und Nebelaktion auf Anordnung eines SA-Stabschefs, auf Grund der falschen Nachrede, dass die Nazis Löns wohl als Juden entlarvt hätten, einfach an einer Straßenecke in Fallingbostel verscharrt. Eine Anzeige auf Grabschändung und Leichenraub seitens der Fallingboster Kirche blieb erst einmal ungehört.

Einsamer Weg zum Hermann-Löns-DenkmalKirchturm mit Uhr in der Lüneburger Heide

Doch ein Jahr später wurden die Gebeine Löns’ schließlich von einer Kompanie der Reichswehr wieder ausgegraben und mit allen Ehren im Wacholderpark des damaligen Großbauern Asche begraben. Dort hat der deutsche Dichter Hermann Löns in Bad-Fallingbostel unter einem großen Findling im Tietlinger Wacholderhain endlich seine letzte Ruhestätte gefunden.

Der große Stein ist mit dem Symbol einer hakenkreuzähnlichen Wolfsangel, der Lönsens Hausmarke, verziert – ein zweiter Sankt Hubertus der im Deutschen Jagdschutzberband vereinigten Jäger. Dieses Zeichen hat also nicht im entferntesten etwas mit dem Hakenkreuz der Nazis zu tun, sondern stand für Sankt Hubertus, einen Schutzpatron für Millionen deutscher Wander-, Tier- und Naturfreunde.

Großer Findling - Das Hermann Löns Grab im Tietlinger Wacholder-HainKleiner Weg mit einer Birke in blühender Heidelandschaft

Ein Besuch des Grabes zu Ehren des alten deutschen Dichters im Tietlinger Wachholderpark in Bad-Fallingbostel kann ich nur empfehlen. Hier wehen noch heute die Gedanken des deutschen Poeten Hermann Löns, der allen Menschen mit seinen Gedichten und Liedern die Liebe zur Natur näher bringen wollte.



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